St. Urbanus für...

4. Fastensonntag – 22.03.2020

Impuls zum 4. Fastensonntag von Propst Markus Pottbäcker

Evangelium

(Kurzfassung: Joh 9, 1.6-9.13-17.34-38)

In jener Zeit sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Jesus spuckte auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.

Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte.

Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen. Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus.

Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.

 

Impuls

Liebe Schwestern und Brüder,

der vierte Fastensonntag wird auch „Laetare-Sonntag“ genannt, denn er steht für das nun nahende Ende der Fastenzeit und damit für die Hoffnung, die sich aus der Auferstehung Jesu für uns ergibt.

Die aktuelle Situation, ausgelöst durch den Corona-Virus und die dadurch entstandene Pandemie, lässt leider in keiner Weise das Ende all dessen erwarten, was uns bedrückt und in so ungekannter Weise einschränkt und Sorge bereitet.

Im Gegenteil, wir scheinen noch nicht einmal den Scheitelpunkt dessen erreicht zu haben oder gar eine Vorstellung davon, was dieser Virus alles bewirkt. Im Blick auf das heutige Evangelium könnte man schnell in die Versuchung geraten, nach einer Ursache zu forschen. In früheren Zeiten hätten viele Prediger die gegenwärtigen Umstände dafür genutzt, um die Sündhaftigkeit der Menschen als genau die Ursache für die Epidemie herauszuarbeiten.

Und auch heute noch gibt es leider sehr vereinzelte Stimmen, die dies in Verbindung zu bringen versuchen. Davor warnt aber das Evangelium selber. Jesus macht direkt am Anfang seines Dialoges mit den Pharisäern genau das deutlich: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen einer Krankheit und sündhaftem Verhalten! Jeder gesunde Menschenverstand belegt dies allein schon unzweifelhaft. Daher müssen auch wir uns davor hüten und sollten solchen schlimmen Theorien deutlich entgegentreten! Was jetzt erforderlich ist, ist nicht ein haltloses Geschwätz über moralische Ursachenforschung, sondern Gebet und tätige Hilfe.

Wir alle erleben eine einmalige Situation aufgrund der Einschränkung der Teilnahme an Gottesdiensten! Zum unbedingten Selbstverständnis der Kirche zählt aber nicht nur der Vollzug des Gottesdienstes, sondern auch der Vollzug von Nächstenliebe und der Verkündigung des Glaubens! Das ersetzt den Gottesdienst, vor allem die Heilige Messe nicht, gehört aber zum Wesen von Kirche und Christsein! „Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor!“ (Eph 5, 9), so heißt es in der zweiten Lesung im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus.
Diese Lichtsymbolik passt nicht nur irgendwie zum Bericht der Blindenheilung im Evangelium, sondern unterstreicht, dass das wahre Licht durch Jesus Christus kommt und in ihm Mensch geworden ist! Der Blinde sieht nun wieder, nachdem ihn Jesus geheilt hat und geht doch auch den entscheidenden Schritt weiter, nicht nur zu sehen, sondern auch zu erkennen. Und so erkennt er am Ende in Jesus, den er sieht, den Messias und glaubt an ihn.

Wer ihn erkennt und so in diesem Licht ist, sieht klar, und sieht damit auch, was nötig ist und lebt daraus, der Liebe eine Gestalt zu geben. In dieser Zeit ganz konkret durch einen Kontakt der zu Menschen aufrechterhalten wird, die allein sind, die Hilfe beim Einkauf oder anderen Besorgungen nötig haben. So kommt die Güte Gottes auch in die Welt der derzeitigen Krise!
Ich wünsche Ihnen Gesundheit – die bleibt oder wiederkommt! Und ich wünsche Ihnen Hoffnung, die sie stärkt und Ihnen Kraft gibt.

Propst Markus Pottbäcker, Pfarrer

 

Audiofassung

Videofassung (nur Impuls)