St. Urbanus für...

Ostersonntag – 12.04.2020

Impuls zum Ostersonntag von Pastor Michael Fey

Evangelium

(Mt 28, 1-10)

Nach dem Sabbat, beim Anbruch des ersten Tages der Woche, kamen Maria aus Mágdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.

Und siehe, es geschah ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie ein Blitz
und sein Gewand weiß wie Schnee. Aus Furcht vor ihm erbebten die Wächter und waren wie tot.

Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch den Ort an, wo er lag! Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.

Sogleich verließen sie das Grab voll Furcht und großer Freude und sie eilten zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.

Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße.

Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen.

 

Impuls

Gestern telefonierte ich lange mit der Frau meines Patenonkels. Anneliese ist 98 Jahre alt und wohnt seit drei Jahren in einem Seniorenheim in Recke. Sie ist geistig fit und kann sich an viele Ereignisse erinnern, als wäre es gestern. Sie ist die einzige aus meiner Verwandtschaft aus der Generation meiner Eltern, die noch lebt. Wo ich noch mal nachfragen kann, sag mal, wie war das damals? Meine eigenen Eltern und deren Geschwister sind seit vielen Jahren verstorben.

Sie erzählte, dass sie jetzt in Quarantäne sei. Sie dürfe ihr Zimmer nicht verlassen und niemand dürfe sie besuchen. Aber sie habe ja das Telefon, mit dem sie in Verbindung mit den Menschen sei. Normalerweise unternahm sie immer noch Ausflüge und besuchte Konzerte. Sie bereitete Plattdeutsche Gottesdienste vor und half bei den Gottesdiensten als Lektorin. Sie bekam Besuch von ihrem Sohn, der Schwiegertochter, den den drei Enkeln und sechs Urenkeln. Langeweile kannte sie nicht.

So etwas wie jetzt, sagte sie, habe ich noch nicht erlebt. Es gab die Kriegs- und die Nachkriegszeit, es gab zerstörte Kirchen, aber irgendeine Halle haben wir immer gefunden und bekommen, zumal sie guten Kontakt zu den englischen Besatzern hatte. Sie arbeitete in Essen, wo sie aufgewachsen war, als Übersetzerin für die Kohlenzechen. „Unserem Steiger Anneliese“ steht auf der Grubenlampe, die in ihrem Zimmer hängt, als Dank für die Übersetzungsarbeit.

Die Grubenlampe, da bin ich in Buer und Erle und Scholven. Die Grubenlampe trugen unsere Bergleute bei den Protesten gegen die Zechenschließung. Zumindest in der Ludgerikirche und der Apostelkirche hängt eine Grubenlampe zur Erinnerung an diese Zeit, und eine Lore steht vor der Kirche.

Jetzt haben wir ein neues Ampellicht an der Kreuzung Horster Straße und Düppelstraße. Die Fußgänger tragen eine Grubenlampe und erinnern an den Bergbau. Sie sagen aber auch: sei vorsichtig, halt Abstand, halt dich an die vereinbarten Regeln.

Das galt auch für die Bergleute: Sie sagen noch heute: wir mussten uns aufeinander blind verlassen, und da spielte es keine Rolle, wo der neue Kumpel herkam. Gelebte Solidarität eben! Unter Tage waren alle gleich.

Seit einiger Zeit scheint es, als seien für uns alle Ampeln auf rot gestellt. Es gibt kaum noch Verkehr wegen dieses winzigen Corona-Virus. Damit möglichst viele Menschen überleben können, müssen wir uns einschränken.

Wir stehen vor der Ludgerus-Kirche. Wir wollten den Menschen, die krank sind, ermöglichen, den Gottesdienst in ihrer Kirche mitzufeiern. Das war vor 10 Jahren die Idee, und immer wieder kamen Menschen nach dem Gottesdienst und haben sich bedankt: „Wir waren krank und unsrer Kinder haben uns das Internet eingerichtet.“ „Ich bin nicht sehr gläubig, aber meiner Frau zu Liebe habe ich ihr den Computer eingerichtet.“

Diese Ausnahme ist jetzt zur Regel geworden,ich darf nicht mit vielen Menschen zusammen Gottesdienst feiern, und da braucht es den Livestream und das Internet.
Ich hoffe, dass die grünen Ampelmännchen mit der Grubenlampe bald wieder wirklich sagen ihr könnt rein kommen.
Auch zum Gottesdienst. Gerade zum Gottesdienst.

 

Pastor Michael Fey

 

Audiofassung (Evangelium und Impuls)

 

Videofassung (nur Impuls)