St. Urbanus für...

Gemeindebrief #6

Liebe Schwestern und Brüder,

das Leben verwandelt sich und uns, solange wir leben. Es mutet uns Abschiede und Neuanfänge zu: mit den Schmerzen des Verlustes und der Freude auf das Bevorstehende.

Mit der Corona-Krise mussten wir uns von der sogenannten und uns vertrauten “Normalität” verabschieden. Es gibt noch immer mehr Fragen als Antworten, wie es weitergehen wird, denn die Pandemie ist noch nicht überwunden.

Seien Sie weiterhin vorsichtig, auch wenn es andere nicht sind und gegen Mundschutz demonstrieren. Dazu fällt mir nur ein: Was ist das gefährlichste Virus? Die Dummheit der Menschen!

Mitten in den Wechselfällen des Lebens stellt sich die Frage, wer oder was trägt.

Im Evangelium des sechsten Ostersonntages heißt es: “Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.”

Da Gefühl, nicht verwaist zu sein, Jesus irgendwie sehen zu können, in einer Beziehung mit Jesus zu sein und mit dem, den er Vater nennt, seine Gebote halten zu wollen, die Liebe und verzeihen bedeuten, all das ist irgendwie unerklärlich wie die Liebe an sich. Es ist ein Geist in einem, der im wahrsten Sinne nicht von dieser Welt ist – und doch wertvollstes Leben schenkt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie darauf vertrauen können, dass Jesus Sie nicht verläßt und dass Sie Menschen an Ihrer Seite haben die Ihnen dieses Vertrauen erleichtern. Möge Gott Sie auch weiterhin durch diese Zeit geleiten und seine schützende Hand über Sie halten.

Das wünscht Ihnen
Ihr Pastor Alois Beukenbusch

 

Segen

Unser Gott, der uns leben verheißt, segne und behüte uns.

Er sei mit uns auf dem Weg und trage uns in seiner Liebe, besonders dort, wo unsere Schritte schwerer werden.

Er lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns zugeneigt, denn seine Zuneigung gibt uns das Leben.

Er wendet uns sein Angesicht zu – wie am Ostermorgen – und schenke uns Frieden.

Er legt seinen Geist auf uns und wir sind gesegnet.

So segne uns der Vater und der Auferstandene Sohn und der mit gehende Geist. Amen

 

Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 8,5-8.14-17)

5 Philippus aber kam in die Hauptstadt Samariens hinab und verkündete dort Christus. 6 Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philippus; sie hörten zu und sahen die Zeichen, die er tat. 7 Denn aus vielen Besessenen fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus; auch viele Lahme und Verkrüppelte wurden geheilt. 8 So herrschte große Freude in jener Stadt.  14 Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin. 15 Diese zogen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. 16 Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen; sie waren nur getauft auf den Namen Jesu, des Herrn. 17 Dann legten sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist.

 

Aus dem Evangelium nach Johannes (Joh 14, 15-21)

14 Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bitten werdet, werde ich es tun. 15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. 18 Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. 19 Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. 20 An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. 21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

 

Fürbitten

Jesus verheißt den Seinen den Geist der Wahrheit und der Liebe. In diesem Geist beten wir zu Gott in den Nöten unserer Tage:

Beten wir für die Christinnen und Christen, die anderen ein Vorbild sind.
Für gläubige Menschen, die wegen ihrer Lebensweise angefeindet werden.
Denken wir auch an jene, die an den eigenen moralischen Ansprüchen scheitern.

Wir beten für alle verunsicherten Menschen.
Wir denken an jene, die in diesen Tagen nach einfachen Wahrheiten suchen und die sich von Verschwörungstheorien und falschen Nachrichten in die Irre führen lassen.

Wir beten für die Männer und Frauen, die vor ihrer Zukunft Angst haben.
Für die vielen in Kurzarbeit und alle, die arbeitslos geworden sind.
Für Unternehmer und Unternehmerinnen, die ihre Betriebe aufgeben müssen.

Wir beten für die Pflegekräfte und alle, die sich in den Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegeeinrichtungen für das Wohl der ihnen anvertrauten Menschen einsetzen.
Für alle, die von schlechten Arbeitsbedingungen belastet sind.

Wir denken an die Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer.
Für alle, die sich zur Zeit an einen neuen Schulalltag gewöhnen.
Für die Kinder, die weiterhin zuhause bleiben müssen, und ihre Eltern, die sie betreuen.

Beten wir für die Bürgerinnen und Bürger in Israel und für ihre neue Regierung.
Für alle, die eine friedvolle Zukunft im Heiligen Land mitzugestalten versuchen.

Wir beten für alle Opfer von Gewalt und denken besonders an die Toten und Verletzten beim Anschlag auf die Geburtsklinik in Kabul.

Lassen wir unser Beten einmünden in das Gebet des Herrn: Vater unser….

 

GÖTTLICHE NÄHE

Gott ist bereits gegenwärtig in unserer Sehnsucht nach ihm: Diese Sehnsucht ist, theologisch gesehen, ein Geschenk, ein Ausdruck der Gnade: »Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus« schreibt der Apostel Paulus (Phil 2,13). Man­che christlichen Mystiker und jüdischen Rabbiner entwickeln insbesondere in Kommentaren zum Hohenlied gern den Gedanken, dass all unser Suchen, all unsere Sehnsüchte, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, bereits eine Antwort auf die vorhergehende liebende Suche Gottes nach uns darstellen.

Augustinus bezeugt dies leidenschaftlich in seinen »Bekenntnissen«: Ich habe gesucht, weil ich früher gesucht wurde; ich habe Gott auf allen möglichen Weisen an allen möglichen Orten gesucht, jedoch während ich draußen war, war er schon längst innen, im Inneren von mir selbst. »Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt«, sagt Jesus.

Auch hier gilt jedoch das, was Thomas von Aquin hervorhob: Quidquid recipitur ad modurn recipientis recipitur – auch die Arten der Sehnsucht nach Gott und der Su­che nach Gott hängen von der Natur und von den subjektiven Bedingungen des einzelnen Menschen ab, ein­schließlich der Kultur, in der er lebt, und der Sprache, in der er denkt. Sie können den Charakter einer Leidenschaft nach Sinn, nach Liebe, nach Wahrheit haben; ich glaube, dass wir auch von diesen Gestalten der Leidenschaft, wo auch immer wir ihnen begegnen, hoffen dürfen, dass sie eine instinktive Reaktion auf jene vorhergehende und er­wartete göttliche Nähe sind, von der wir im letzten Buch der Bibel lesen: »Ich stehe vor der Tür und klopfe an.« (Offb 3,20)

Allerdings darf man nicht der skeptischen Frage ausweichen, ob hier nicht einfach menschliche und göttliche Dinge vermischt werden. Wird nicht unser Bemühen, Gott im Menschlichen zu entdecken, nicht letztlich dazu führen, dass wir im Gegensatz dazu in unserem Begreifen Gottes gerade nur das Menschliche, das allzu Menschliche ent­decken? Droht nicht unserer Sehnsucht nach Gott, dass wir im Rausch der Gefühle aus Gott eine Leinwand machen, auf die wir dann einfach die Inhalte unserer Wün­sche, Träume und Phantasien projizieren? Muss diese Sehnsucht nicht irgendeinen Test durchlaufen, die ihre Echtheit bestätigt?

Aus: Tomáš Halík, Ich will, dass du bist. Über den Gott der Liebe. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2015.