St. Urbanus für...

Christi Himmelfahrt – 21.05.2020

Impuls zu Christi Himmelfahrt von Diakon Matthias Breier

Schriftlesung

(Apg 1,1-11)

Im ersten Buch, lieber Theóphilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus von Anfang an getan und gelehrt hat, bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde. Vorher hat er den Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist erwählt hatte, Weisung gegeben. Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.

Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! Denn Johannes hat mit Wasser getauft,
ihr aber werdet schon in wenigen Tagen  mit dem Heiligen Geist getauft werden.

Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samárien und bis an die Grenzen der Erde.

Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten,
siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.

 

Impuls

Es ist zu spüren, dass für Lukas die Himmelfahrt Jesu einen Einschnitt bedeutete. Bis hierher schreibt er das Evangelium, danach beginnt er die Apostelgeschichte. Der Verlust der unmittelbaren Gegenwart Jesu muss für die Apostel, und vor allem auch für Seine Mutter, eine schwere Erfahrung gewesen sein, auch wenn die Evangelien und die Apostelgeschichte dies nicht berichten. Dieses Vermissen Jesu wird bis auf den heutigen Tag auch bei uns kaum thematisiert. Mit dem Hinweis auf die Herabkunft des Heiligen Geistes, auf die Gemeinschaft der Glaubenden und auf die Sakramente gehen wir einfach darüber hinweg,  ganz so wie es schon die Apostelgeschichte getan hat. Der Heilige Geist ist nicht Jesus in Person, deshalb nennt ihn Jesus auch den „anderen Beistand“ (Joh 14,16).

Nicht wenige Menschen fragen sich in Krisenzeiten wie denen, die wir zurzeit  erleben: wo ist Gott? Man könnte genauso gut fragen: wo ist Jesus? Im Sinne einer vorwurfsvollen Frage wird man allerdings nicht weiterkommen. Vielmehr muss die Frage lauten: wo ist meine Sehnsucht, in welche Richtung in Bezug auf Jesus geht sie eigentlich? Der Text des Lukas kann mir helfen, diese Frage zu präzisieren, durch Fragen wie: Gibt es in meinem Leben einen „lieben Theophilus“, mit dem ich über Jesus reden kann? Habe ich schon mal das Gefühl gehabt, dass der Heilige Geist mich zu einer bestimmten Aufgabe erwählt hat? Könnte ich bezeugen, dass mir Jesus gezeigt hat, dass Er lebt? Hat mich schon mal ein Wort des Evangeliums so tief berührt, so dass die Botschaft vom nahenden Reich Gottes mich erfüllt und in Bewegung gebracht hat?

Wenn wir diese Fragen bedenken, liebe Schwestern und Brüder, wenn wir die Geschichte Jesu mit uns bedenken, dann kann es passieren, dass wir, wie Lukas, freudig an Jesus denken können, dass wir freudig bekennen können, dass Jesus für uns auch nach Seiner Himmelfahrt spürbar und erfahrbar ist. Wenn unser Glaube sehnsuchtsvoller wäre, dann könnten vielleicht auch andere Menschen leichter zum Glauben an den Auferstandenen, unseren Herrn Jesus Christus, der in den Himmel aufgefahren ist und dort beim Vater für uns eintritt, kommen. Weil sie spüren würden, dass wir auf jemanden warten.

 

Diakon Matthias Breier

 

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