St. Urbanus für...

Pfingstsonntag – 31.05.2020

Impuls zum Pfingstsonntag von Pastoralassistent Lukas Klein-Wiele

Schrifttext

(Apg 2,1-11)

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort.

Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.

Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.

In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.

Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamíter, Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselýten, Kreter und Áraber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten? Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken.

Impuls

Vor einem Jahr lud mich ein Freund zu einer Kaffeeprobe ein. Kurz vorher hat er begonnen nachhaltige, aber vor allem einzigartige Röstungen, zu vertreiben. Für mich ist Kaffee schon lange ein wichtiger Teil meiner Morgenroutine und ein guter Anlass für eine gesprächige Unterbrechung meines Alltags. Doch spätestens diese Probe hat mich richtig gepackt.

Dieses Getränk erfüllt mich mit Freude. Morgens bereite ich ganz in Ruhe einen Cappuccino zu. Nachmittags gibt es meist eine schon fast unter Laborbedingungen frisch zubereitete Stempelkanne einer besonderen Röstung. Von vollmundig, über nussig, schokoladig und fruchtig in vielen Nuancen bis hin zu säurereich oder säurearm lerne ich nach und nach immer mehr Aromen kennen und diese in verschiedenen Zubereitungsarten herauszukitzeln. Wenn ich in die Kaffeeecke meiner Küche gehe, merke ich, wie mich diese Leidenschaft erfüllt. Immer weiter auf der Suche nach besonderen Variationen. Dafür habe ich immer mindestens vier verschiedenen Sorten Kaffeebohnen im Haus. Mit der Maschine oder der Hand gemahlen, wechsele ich regelmäßig zwischen den verschiedenen Zubereitungsarten. Die möglichen Ergebnisse sind dabei scheinbar grenzenlos.

Wenn ich Besuch bekomme, dann stellt diese Begeisterung nicht wenige meiner Gäste vor Herausforderungen. Anstatt die Frage zwischen Kaffee, Tee oder Kaltgetränk zu klären, beginne ich von Zubereitungsart, Röstung, Mahlgrad, Blooming, Zubereitungsdauer und den vielen Aromen zu schwärmen. Manch eine*r hat mich dabei schon für verrückt erklärt.

In der Erzählung des Pfingstereignis aus der Apostelgeschichte begegne ich genau dieser Kombination aus Leidenschaft und Verrücktheit. Als die Jünger*innen durch den Geist erfüllt wurden, beginnen sie scheinbar unverständlich durcheinander zu reden. Sie werden von Menschen unterschiedlichster Herkunft verstanden, wie Lukas es als Verfasser darstellt. Doch reden sie nicht einfach irgendwie vor sich hin: sie berichten von ihrer persönlichen Leidenschaft. Durch den Geist erfüllt erzählen sie von ihrer Beziehung zu Gott, von ihrem Leben und vor allem davon, wie der Weg mit Jesus und seine Botschaft ihr Leben verändert hat. Sie reden von dem, was sie in ihrem Herzen tragen. Alle fassen ihre Leidenschaft für Jesu Botschaft in andere Worte und eine andere Sprache. Natürlich wirkt das für Außenstehende einfach nur verrückt.

Ebenso verrückt, wie es ist, wenn jemand ohne Punkt und Komma so begeistert von dem erzählt, was sein*ihr Herz erfüllt. Doch genau dieses Zusammenspiel aus Leidenschaft und Verrücktheit ist für mich das, was ansteckt. In meiner Familie und in meinem Freundeskreis habe ich so den ein oder anderen auf den Geschmack für besondere Kaffeespezialitäten gebracht. Doch mein Reden war nur der Auslöser dafür, überzeugt hat der Kaffee an sich.

Ich denke, dass auch die vom Geist erfüllten Jünger*innen durch ihr Zeugnis ansteckten und begeisterten. Erst dadurch kann diese frohe Botschaft erfahren werden. Doch überzeugen, das macht sie selbst.

 

Lukas Klein-Wiele, Pastoralassistent

 

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