11. Sonntag im Jahreskreis – 14.06.2020
Impuls zum 11. Sonntag im Jahreskreis von Diakon Axel Büttner.
Schrifttext
(Mt 9,36-10,8)
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.
Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philíppus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskáriot, der ihn ausgeliefert hat.
Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samaríter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
Impuls
In dieser Zeit der Pandemie kommt es zu vielen Begegnungen, Erlebnissen und Erfahrungen, die wir bisher nicht hatten, die wir so mit niemand anderem teilen konnten, die wir noch nie erlebt haben und niemand kann sagen wie es ist, wie es war – weil es niemand so je erlebt hat. Und unsere Sinne werden geschärft für Kleinigkeiten, die am Rande links und rechts passieren.
Ende des letzten Monats fuhr ich mit meiner Frau nach Kirchhellen. Wir wollten Spargel kaufen, ganz einfachen, normalen Spargel. Es gab Spargel. Es gab auch Spargel in großen Mengen, zu hohen Preisen, aber es gab Spargel. Und der Spargelbauer, der recht viele Spargelfelder bewirtschaftet, plauderte aus dem Nähkästchen von seinen Nöten: Es gab nicht genug Menschen, die da waren, um den Spargel zu ernten. Jetzt mag man meinen, es gibt ja genug Menschen, die Zeit haben, und Dinge tun könnten. Ja, die gab es und es gab auch Menschen, die gesagt haben, ich möchte gerne helfen. Aber sie konnten nicht helfen, weil sie nicht wussten, wie.
Der Spargelbauer musste fast jeden einzeln an die Hand nehmen und zeigen, wie man den Spargel sticht, worauf man achten muss, wie man ihn wieder zudeckt, damit er auch weiterwachsen kann. Wie man sortiert, wie man solange gebückt arbeiten kann, ohne große Schmerzen zu haben. Und er sagte: „Ich freue mich wahnsinnig, wenn endlich wieder meine Erntehelfer über die Grenze rüberkommen und mir helfen dürfen. Sie kommen schon seit vielen Jahren. Sie haben ihr Talent für solche Dinge.
Viele Menschen habe Talente. Viele Menschen können Dinge, die ich nicht kann. Das ist nicht immer leicht zuzugeben. Aber wenn ich so nach links und rechts schaue, erkenne ich ganz Vieles, was ich nicht beherrsche.
Da gibt es Menschen, die in verschiedenen Sprachen sprechen können, ganz locker flockig. Es fällt ihnen aus dem Mund heraus, ohne dass sie nachschlagen müssen.
Da gibt es Menschen, die sich Dinge sehr gut merken können. Über Monate und Jahre hinweg können sie noch genau schildern, was passiert ist und die Gegebenheiten rundherum ganz wahrheitsgetreu berichten. Da gibt es Menschen, die wunderschön Geschichten erzählen können.
Da gibt es Menschen, die ganz viele Ruhe und Geduld haben, denen man sich gerne anvertraut, weil sie meistens auch Zeit haben. Und da gibt es die Menschen, die grundsätzlich Zeit haben, die ich immer wieder anrufen kann, die immer ein offenes Ohr für mich haben, egal, wann ich mich melde.
Da gibt es Menschen, die trösten können. Die die Begabung haben, mit wenigen Worten oder einer zarten Berührung jemanden so zu trösten, dass er sich wohler fühlt.
Da gibt es Menschen, die heilen können, die die Kunst des Heilens beherrschen, denen ich mich anvertrauen kann in Not und Krankheit.
Da gibt es Menschen die… – Ich glaube, diese Liste könnten Sie endlos fortsetzen.
Und immer wieder stehen wir da und uns begegnen neue Talente und uns begegnen neue Menschen mit ihren Talenten. Und es begegnen uns Menschen, die viele, viele Dinge können, in sich tragen oder einfach so sind. An denen gehen wir manchmal vorüber. Wir beachten sie nicht, wir nutzen nicht ihr Potential. Weil sie uns nicht gefallen? Weil sie zu dick sind, zu dünn sind? Weil sie eine andere Hautfarbe haben? Weil sie Frauen sind, weil sie Männer sind oder ein Geschlecht haben, das wir nicht kennen?
Viele Menschen haben Talente. „Die Ernte ist groß. Schickt Menschen in meinen Weinberg!“ sagt Jesus. Das ist ein deutlicher Auftrag.„Geht zu den Menschen. Heilt sie, tröstet sie, besucht sie.“ Das müssen nicht die zwölf Apostel oder deren Nachfolger alleine machen, das können sie nicht leisten. Aber wir, wir getauften und gefirmten Christinnen und Christen. Wir sind aufgerufen, das zu tun, mit unseren Talenten, mit unseren Möglichkeiten und Begabungen. Und wir sollen andere motivieren, mitzugehen – mit ihren Talenten, mit ihren Begabungen.
Wir dürfen sie nicht ausklammern, wir dürfen nicht eifersüchtig sein, wir dürfen sie nicht einfach an den Rand drängen. Wir dürfen und müssen sie mitnehmen in den Auftrag Jesu hinein, ohne Vorbehalte, ohne irgendwelche Beschränkungen, ohne Vorurteile. Das ist nicht immer leicht. Jesus sagt: „Das Himmelreich ist nahe.“ Nahe genug, um das alles nicht nur zuzulassen, sondern zu fördern.
Gehen wir hinaus in die Welt! Schnappen wir uns die Leute, die wir kennen mit ihren Talenten. Gehen wir gemeinsam hinaus zu allen und verkünden: „Habe keine Angst, das Himmelreich ist nahe. Gott liebt dich mit deinen Fähigkeiten, mit deinen Begabungen, mit deinen Talenten. Und er hat sie dir geschenkt, damit du sie weitergibst!“
Geht hinaus in die Welt und verkündet allen Menschen die frohe Botschaft Gottes.
Diakon Axel Büttner