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Sonntagsimpuls – 23. Sonntag im Jahreskreis | 07.09.2020

Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis von Diakon Matthias Breier.

Schrifttexte

Impuls

Sonntagsimpuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis

„Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,19-20)

Liebe Schwestern und Brüder,

ich habe mich oft gefragt, ob Jesus mit diesem Satz ausdrücken möchte, dass Gott die Bitte eines einzelnen Menschen nicht erhört, aber wenn Ihn mehrere Menschen zusammen um das Gleiche bitten, Er diese Bitte erhören wird.

Wenn man die Worte Jesu auf diese Weise auslegen würde, dann hätte dies die Aussage: bittet nicht um Hilfe in euren Eigeninteressen, sondern bittet Gott um etwas, dass für viele Menschen von Bedeutung ist.

Auch die Formulierung des Vater Unsers durch Jesus würde für diese Auslegung sprechen, da hier durchweg im Plural gesprochen wird: „Unser Vater“, „unser tägliches Brot“, „vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, „führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ Immer ist von einem Wir, von einer Mehrzahl von Menschen die Rede, die gemeinsam diese Bitten vor Gott bringen.

Jesus hat damit klar zum Ausdruck gebracht, dass es keinen „Gott für mich privat“ geben kann, sondern immer nur einen Gott, der der Vater aller Menschen in gleicher Weise ist. Der Mensch ist von Gott als Gemeinschaftswesen gewollt. Der Mensch ist Abbild Gottes (Gen 1,26). Und da Gott als der Dreifaltige in sich Beziehung ist, so ist auch der Mensch konstitutiv Beziehung, ein Gemeinschaftswesen. Hieraus folgt, dass unser Gebet diesen Gemeinschaftsaspekt niemals ausblenden darf, ja im Wesentlichen sogar daraus besteht.

Sieht so, liebe Schwestern und Brüder, unsere Gebetspraxis aus? Im Gottesdienst schon, aber im privaten Bereich?

Beten wir zu Hause auch gemeinsam, und zwar für die gleichen Anliegen, oder betet jeder für sich privat? Diese Fragen sollten wir uns ehrlich stellen, denn wie oft hört man: meine Bitte wurde aber nicht von Gott erhört! Liegt es vielleicht daran, dass wir nicht gemeinsam um das Gleiche gebetet haben?

Auf der anderen Seite muss man natürlich auch sagen, dass Jesus  im Evangelium auch Bitten von Einzelnen erhört hat, zum Beispiel bei den Krankenheilungen. Die Frage ist, ob nicht auch in diesen Fällen viele Bitter im Hintergrund standen, Familie, Freunde, die Gott auch um das Selbe im Verborgenen gebeten haben. Das hätte die wichtige Einschränkung zur Folge, dass das „gemeinsam“ erbitten, nicht an einen gemeinsamen Ort, zum Beispiel in der Kirche, gebunden ist. Ich glaube, in diesem Bewusstsein beten auch die Menschen weltweit und fühlen sich im Gebet verbunden.

Trotzdem bleibt die Tatsache, dass Jesus will, dass wir zumindest inhaltlich gemeinschaftsbezogen beten, dass wir im Gebet immer die Schwester und den Bruder links und rechts neben uns mit-denken, mit-tragen, mit-erwähnen, für sie und ihn mit-hoffen, mit-danken und mit-bitten müssen. Die Begründung hat Jesus auch gegeben: nur dann erreicht ein Gebet das geöffnete Herz Gottes, nämlich Jesus, wenn es aus einem geöffneten Herzen kommt.

 

Matthias Breier, Diakon