Sonntagsimpuls – 30. Sonntag im Jahreskreis | 25.10.2020
Impuls am 30. Sonntag im Jahreskreis von Diakon Matthias Breier.
Schrifttexte
Impuls
Sonntagsimpuls am 30. Sonntag im Jahreskreis
Seltsam, erst sagt Jesus, die Gottesliebe sei das wichtigste Gebot, und im nächsten Satz fügt er an, dass es ein ebenso wichtiges zweites Gebot gibt: die Nächstenliebe. Also scheint es zwei wichtigste Gebote zu geben. Jesus will keines von beiden Geboten für sich stehen haben, sondern sie gehören zusammen. Keine Gottesliebe ohne Nächstenliebe, und keine Nächstenliebe ohne Gottesliebe. Was bedeutet das konkret? Was heißt vor allem Liebe zu Gott?
Die meisten unserer Zeitgenossen könnten schon sagen, was Nächstenliebe bedeutet. Aber Gottesliebe? Selbst Christen würden vielleicht sagen: aber im Nächsten, im „Geringsten“ begegnet mir doch Christus; ich kann doch in meinen Mitmenschen Gott lieben. Das ist nicht falsch, aber es erfüllt noch nicht den obigen Satz, denn dann hätte Jesus nicht von zwei wichtigsten Geboten sprechen müssen. Was also ist es, was in der Liebe zu Gott noch über die Nächstenliebe hinausgeht?
Wir glauben, liebe Schwestern und Brüder, an den Dreifaltigen Gott: drei Personen: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Wir müssen diese Personalität Gottes wieder neu ernst nehmen. Wir glauben nicht an ein Weltprinzip, eine Urkraft, an Etwas, sondern an Jemanden, zu dem wir „Du“ sagen sollen und dürfen. Was bedeutet das?
Eine Person möchte geliebt werden, nicht nur stellvertretend in ihren Werken und ihrer Bedeutung für uns, sondern in ihrem Personenkern. So ist es auch mit Gott. ER möchte von uns geliebt werden, ohne Bedingung, ohne Kosten-Nutzenrechnung, ja man könnte sogar sagen: „ohne Grund“ (wobei dies bei Gott, anders als bei uns Menschen, kaum gesagt werden kann, da Gott uns alles geschenkt hat: das Leben, das tägliche Brot, Seine Liebe, die Erlösung, den Himmel). Gemeint ist: ich soll Gott lieben um seiner selbst willen, weil Er der gute Gott, der heilige Gott ist, und nicht weil Er mir meine Wünsche erfüllt hat.
Daraus können wir wiederum Rückschlüsse ziehen, wie auch unsere Nächstenliebe beschaffen sein soll: nämlich genauso: ohne Bedingung, ohne Kosten-Nutzenrechnung, ohne Grund. Liebende können im Letzten nicht erklären, warum sie sich lieben. Liebe ist ein Geschenk, ein Ereignis, das wir nicht „machen“ können. Wir können uns nur danach ausstrecken, darauf hoffen, es erwarten, dafür offen sein. Schon die Sehnsucht nach Liebe ist Liebe, hat mal jemand gesagt.
Diakon Matthias Breier