St. Urbanus für...

Videoimpuls zu Weihnachten | 25.12.2020

Impuls zum Weihnachtsfest von Nils Schultz.

Schrifttexte

Impuls

Würden Sie so jemandem Ihr neugeborenes Kind zeigen, einem Hirten, der irgendwo draußen aus der Wildnis kommt, der eigentlich nichts anderes hat außer seinen Beruf, wo er dafür bezahlt wird, auf fremder Leute Tiere aufzupassen?

Vor dieser Frage steht Maria nach der Geburt ihres Sohnes. Eine Geburt, die so ablief, wie man es keiner hochschwangeren Frau wünschen würde. Marias Schwangerschaft beginnt damit, dass sie schon schwanger ist, bevor sie eigentlich Josef geheiratet hat. Hochschwanger muss sie mit Josef, ihrem Ehemann dann auf Reisen gehen, um am Ende dieser Reise alleine nur mit ihrem Ehemann in einem Stall ihr Kind zu gebären, ihren Sohn, weil in keiner Herberge mehr Platz für sie war.

Es ist die Geschichte einer Geburt, die unperfekter nicht sein kann, die man keinem wünschen würde, weil sie vollkommen alleine ohne Unterstützung irgendwo in der Fremde passiert. Und auch das fehlt, was Geburt im Nachhinein eigentlich ausmacht: dass Familie, Freunde die frischgebackenen Eltern besuchen, im Krankenhaus oder bei den Eltern zuhause; die sich mit freuen, die gespannt sind auf den neuen Menschen, der auf die Welt gekommen ist; neugierig sind, wie es dem Kind geht, wie es der Mutter geht und wie es den Eltern eigentlich damit geht am Beginn dieses neuen Lebensabschnittes.

Das Kind, über das wir reden, an Weihnachten, Jesus, ist etwas Besonderes. Natürlich ist jedes Kind etwas Besonderes für die Eltern, egal ob es das erste oder das elfte Kind ist. Aber was dieses Kind Jesus besonders macht, ist, dass es quer über den Erdball Menschen verbindet. Christinnen und Christen, egal welcher Nation, welches Volk ist, welcher Sprache und welcher Konfession, feiern an Weihnachten die Geburt dieses Kindes, kommen dafür zusammen und hören die Geschichte von dieser Geburt. Einer Geburt, die man niemandem so wünschen würde und die so unperfekt ist, wie nur irgendetwas unperfekt sein kann.

Und trotzdem haben wir immer wieder den Anspruch, Weihnachten so zu feiern, als wäre es das perfekteste: Das richtige Geschenk für jeden, das richtige Essen, die richtige Stimmung und bloß keinen Streit. An Weihnachten muss alles besser sein als den Rest des Jahres. Und deshalb setzen wir uns selbst immer wieder unter Druck und versuchen, diese Perfektion voranzubringen. Und das, obwohl die Geschichte selber ja eigentlich von den Widrigkeiten des Lebens erzählt. So wie Leben nun mal passiert.

Vielleicht ist das auch eine Botschaft, die wir aus dem Weihnachtsevangelium mitnehmen sollen. Dass wir uns selbst nicht unter Druck setzen müssen, perfekt zu sein, sondern dass wir es einfach hinnehmen können, wenn etwas schiefläuft. Denn das schöne an der Weihnachtsgeschichte ist: Sie ist nicht einmalig. Wir haben jedes Jahr aufs Neue die Chance, neu anzusetzen, neue Erinnerungen zu schaffen und Dinge besser zu machen.

Vielleicht ist das auch die Botschaft des Weihnachtsevangeliums: dass wir Menschen nicht perfekt sein können, weil schon die Geburt des Heilandes nicht perfekt war.

Nils Schultz