St. Urbanus für...

Sonntagsimpuls – Fest der Heiligen Familie | 27.12.2020

Impuls zum Fest der Heiligen Familie von Pastor Alois Beukenbusch.

Schrifttexte

Impuls

 

Liebe Mädchen und Jungen, liebe Jugendliche, liebe Erwachsene.

Familie – das ist die erste Gemeinschaft, in die ein Mensch hineingeboren wird. Sie ist in der Regel der Ort, an dem wir Menschen ins Leben hineinwachsen; die erste Schule, in der wir Menschen Entscheidendes lernen für unser Leben allgemein und für unser religiöses Leben, lange noch vor unserem ersten Kindergarten- und Schultag. Wer Liebe in einer Familie erfährt, der hat einen Schatz fürs ganze Leben.

Aber auch wo es weniger glücklich zugeht, wo Familien viel kämpfen müssen um ihren Zusammenhalt, da können Kinder ganz wichtige Erfahrungen mitbekommen und viel fürs Leben lernen. Verzicht, Entbehrungen und Herausforderungen gemeinsam durchstehen zu können, sich aufeinander verlassen, sich füreinander einsetzen und Verantwortung füreinander tragen – das ist Anliegen und Wunsch jeder Familie. Und auch wenn es erstens anders kommt als man zweitens denkt, auch wenn Ehen, Lebenspartnerschaften und Familien zerbrechen, so verlieren doch solche Ideale für sie nichts von ihrem Wert, ihrem Sinn und Attraktivität.

In einer Familie wächst auch Jesus auf. Die Familie Jesu entspricht nicht der gängigen Familie der damaligen Zeit. Dafür ist sie zu klein. Viel über die weitere Geschichte der Familie Jesu erfahren wir allerdings nicht. Jesus selbst gründet keine eigene Familie. Jesus macht sich stark für Gottes- und Nächstenliebe, für die Geschwisterlichkeit aller, aber ohne seine Familie, ohne die Liebe und das Urvertrauen, das er selbst erfahren hat und das Leben in einer realen Familie ist Jesus in seiner Person nicht denkbar.

Liebe Schwestern und Brüder, die Einführung des heutigen Festtages “Heilige Familie” am Sonntag nach Weihnachten geschah im 19. Jahrhundert aus Sorge um den Erhalt des christlichen Familienverständnisses aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen in der Zeit der Industrialisierung. Die Erwartungen haben sich jedoch nicht erfüllt. Denn wir erleben heute verschiedene Formen des Zusammenlebens neben der klassischen Familie. Aber die Familie ist nicht am Ende, denn die meisten jungen Menschen sehnen sich nach einer glücklichen Beziehung und nach Geborgenheit in einer Familie.

Das Fest der Heiligen Familie soll hervorheben, dass Jesus, der an Weihnachten geboren wurde, Mensch geworden ist und in Jesus ist Gott Mensch geworden. Ein Gott, der mit uns ist, der für uns ist, der bei uns ist. Aus der Bibel wissen wir aber, dass diese Heilige Familie eine sehr konkrete Familie gewesen ist.

Da wäre die besondere Empfängnis und dass Maria ihren Sohn bis zum Kreuz begleitet hat. Da sind die Geschichten um Josef, der sehr glaubensstark, sehr aufmerksam ist und die Botschaften Gottes hört. Es geht um ein trotziges Kind, das sich im Tempel nicht an die Anweisungen der Eltern hält. Der erwachsene Jesus, der seine Familie vor der Tür stehen lässt. Wir merken, die Heilige Familie ist nichts Idealisiertes, sondern eine konkrete Familie.

Was macht Maria, Josef und Jesus zur Heiligen Familie? Das Heilige dieser Familie sehe ich darin, dass in ihr Gott eine zentrale Rolle spielt. Im menschlichen Füreinander und Miteinander wird Gott lebendig und erfahrbar.

Ich wünsche uns allen, dass wir in unseren Beziehungen und Familien, in unseren Gruppen, sozialen Verbänden, in der gesamten Pfarrei der Gegenwart Gottes nachspüren, darüber nachdenken und unsere Erfahrungen miteinander teilen. Wo und wie habe ich in meiner eigenen Lebensgeschichte das Wirken Gottes erfahren? Wie erlebe ich in meinen persönlichen Beziehungen, in meiner Partnerschaft, in meiner Familie das Wirken Gottes? Die Heilige Familie kann uns helfen, Gottes Spuren im eigenen Leben zu entdecken. Ich wünsche euch und Ihnen noch eine gesegnete Weihnachtszeit.

Pastor Alois Beukenbusch