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Sonntagsimpuls – Taufe des Herrn | 10.01.2021

Impuls zum Fest “Taufe des Herrn” von Barbara Schmitz aus St. Barbara.

Schrifttexte

Impuls

Als ich mich daransetzte, diesen Impuls zum Fest der Taufe des Herrn zu verfassen, blickte ich naturgemäß zunächst auf ein weißes Blatt. Ein unbeschriebenes Blatt.  Sogleich kam mir der Gedanke, dass Jesus so wie Markus es in seinem Evangelium beschreibt, für die Menschen bis dato auch noch ein unbeschriebenes Blatt war.

Da kommt eines Tages zu Johannes an den Jordan ein Mann aus Nazareth ungefähr 30 Jahre alt, völlig unbekannt, mit dem Namen Jesus. Er reiht sich ein in die lange Schlange der Sünder, die auf die Taufe warten. Was dort dann passiert ist gewissermaßen die Initialzündung für das Wirken Jesu: Das Herabkommen des Heiligen Geistes, der geöffnete Himmel und die Zusage, dass Jesus sein (Gottes) geliebter Sohn ist, an dem er Wohlgefallen hat. Mit diesem Ereignis beginnt Jesu heilbringendes Wirken.

Ich glaube, dass dieses Evangelium uns zeigen will, was der Heilige Geist im Leben eines Menschen als Erstes bewirken will und muss, bevor es um konkretes Handeln geht: Er schenkt allen Getauften die ganz tiefe Gewissheit ins Herz: Du bist mein geliebtes Kind, an dir habe ich Gefallen. Mit dieser Zusage, so unendlich geliebt zu sein, bin ich kein unbeschriebenes Blatt mehr – egal wie die Lebensumstände sind, in die ich hineingeboren werde oder in denen ich mich aktuell befinde. Die Allermeisten von uns sind als Kleinkinder getauft worden. Wir haben keine Erinnerung daran. Umso nötiger ist es, dass wir uns dieses grundlegende Ereignis immer wieder bewusst machen. Die Berichte von der Taufe Jesu und jeder Besuch der Heiligen Messe, der mit dem Eintauchen der Hände in geweihtes Wasser und dem Kreuzzeichen beginnt, können uns in Erinnerung rufen, welche Gnade uns durch die Taufe geschenkt wurde.

Aber auch Tauferinnerungs-Gottesdienste können uns dabei helfen. Mehrfach habe ich in der Vergangenheit solche Erinnerungsgottesdienste in einem Seniorenheim feiern dürfen. Zutiefst war ich gerührt von der Ergriffenheit der Bewohner. Viele Tränen flossen.  Mein Eindruck war, dass die meisten von ihnen in ihrem bisherigen Leben nicht in diesem tief gefühlten und erlebten Bewusstsein gelebt haben, Gottes geliebtes Kind zu sein. Sie wurden getauft, empfingen die Sakramente, besuchten die Messe, doch im Innern ist Gott ein Fremder für sie geblieben. Sie wussten nicht, dass sie eine zutiefst persönliche Beziehung zu ihm haben können. Darum haben sie sich auch nie bewusst für ein Leben mit ihm entscheiden können.

Ich denke, dass es vielen Getauften und selbst regelmäßigen Kirchgängern so geht. Darum sind wir eingeladen, aus dem Wissen um das Geliebtsein heraus anders zu leben und den aufrichtigen Wunsch zu haben, immer mehr gewandelt zu werden. Wir sollen zu Menschen werden, die die Liebe Gottes nicht für sich selbst „pachten“, sondern andere spüren lassen, wie lebendig, wie liebend dieser Gott ist und wie er will, dass wir zueinander sind. Dieser Gott öffnet den Himmel durch Jesus für uns. In Jesus begegnet er uns liebevoll und barmherzig, gütig und geduldig. Darum dürfen auch wir anfangen, den Menschen um uns herum in dieser Haltung zu begegnen. Das werden wir nicht immer „stolperfrei“ schaffen. Wie gut, dass wir dann zu Jesus gehen und unsere Fehler im Sakrament der Versöhnung seiner Barmherzigkeit anvertrauen dürfen. Und das tun, wozu schon der Täufer Johannes seinerzeit die Menschen aufgerufen hat: Umkehren und neu beginnen. Heute. Jetzt. Immer wieder.

 

Barbara Schmitz
Foto: Peter Weidemann / pfarrbriefservice.de