St. Urbanus für...

Sonntagsimpuls – 13. Sonntag im Jahreskreis | 27.06.2021

Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis von Lukas Klein-Wiele

Schrifttexte

Die Schrifttexte finden Sie HIER.

Impuls

GOD. In großen leuchtenden Buchstaben steht es vor mir. Das englische Wort für Gott.

Im Herbst des letzten Jahres hat zum zweiten Mal das Lichtkunstevent „Goldstücke“ in Buer stattgefunden. Dieses Mal war auch /kju:b/ als Kooperationspartner mit einer Installation im Turm der Urbanus-Kirche dabei.

Am Eröffnungstag lud der Veranstalter für einen offiziellen Teil (hier) in den Goldbergpark ein. Dann der große Moment, auf den die Künstler*innen, Kooperationspartner*innen und besonders die Besuchenden gewartet haben: Per Knopfdruck wird die Veranstaltung eröffnet. Bäume erstrahlen in vielen verschiedenen Farben, der Rathausturm leuchtet golden, Kunstwerke werden im Park sichtbar und eben auch das Erkennungszeichen der Veranstaltung, das Wort GOLD in großen goldleuchtenden Lettern, ist mehrfach zu sehen.

Doch wenige Meter vor mir steht nicht „GOLD“ sondern „GOD“. Gott ist also auch Teil dieses Lichtkunstevents.

Dieser Anblick dauert nur wenige Minuten und berührt mich doch nachhaltig. Ein einfacher technischer Fehler schafft das, was ich mir selbst von unserer Beteiligung bei einem solchen Event erhoffe. Menschen zu überraschen, sie zu inspirieren, sie zum Nachdenken zu bringen und zu berühren. In meiner Arbeit prägt mich eine Haltung des Heiligen Ignatius von Loyola, der davon spricht Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden. Also natürlich auch auf diesem Kunstevent in Buer. Ich habe ihn suchen wollen, doch dann ganz anders überraschend gefunden.

Gerade von solchen Momenten und der Haltung, Gott in allen Dinge zu suchen und zu finden, lebt der citypastorale Ansatz, welcher von /kju:b/ verfolgt wird. Gott gibt es eben auch außerhalb der kirchlichen Mauern zu entdecken und zu erleben: In einem Gespräch, bei einer geselligen Veranstaltung oder aber bei Aktionen in der Innenstadt. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von „touch&go“-Aktionen. Berühren und weitergehen. Mitten im Alltag der Innenstadt. Überraschend und ohne die Gewissheit oder den Anspruch, dass mein Gegenüber auch berührt wird. Aber im vollen Vertrauen auf die Kraft, die von Gott ausgeht.

Für mich zeigt das heutige Evangelium zwei „touch & go“-Begegnung im wahrsten Sinne des Wortes. Zunächst die an Blutfluss leidende Frau, die durch die Berührung von Jesu Gewand geheilt wurde. Und dann die Tochter des Jairus, die unter anderem durch Jesu Berührung an der Hand wieder ins Leben findet. Zwei Erzählungen, die zwar unfassbar vielschichtig und verzahnt sind, sich aber für mich eben besonders auf die Momente der Berührung konzentrieren. Berührungen, die dem Leben der beiden Frauen eine neue Perspektive schenken. Voraussetzung dafür ist ihr Glaube und damit ihr grundlegendes Vertrauen auf die heilende Kraft, die von der Berührung ausgeht.

In meiner Phantasie werden punktuellen Berührungen zukünftig immer mehr zum Alltag der Kirche werden. Kirche entwickelt sich quasi zu einer „touch & go“-Kirche. Schon heute sind es oft wenige oder einzige Berührungspunkte im Leben oder im Alltag, die Menschen in Kontakt mit der Kirche bringen: Von der Taufe, über die schönen Feste, bis hin zur Beerdigung. Von kulturellen Veranstaltungen bis hin zu existenziellen Hilfen im Alltag.

Doch gerade diese Momente können es in sich haben. Das zeigen mir die Berührungen Jesu mit den beiden Frauen im Evangelium. Das zeigen mir die Erfahrungen der offenen Haltung im Bereich der Citypastoral.

Und das zeigt mir eben auch meine persönliche Erfahrung „Gott mitten im Alltag“ gefunden zu haben.
Im Vertrauen auf Gott, den ich immer mal wieder in meinem Leben mitten im Alltag entdecke und erlebe, bin ich bereit für diese Veränderung von Kirche. Und so gestalte ich auch zukünftig jede Begegnung mit einem hohen Anspruch an Qualität an jedem einzelnen Moment.

Denn wer weiß, vielleicht ist es diese eine Berührung vor dem Weitergehen, von der eine lebensverändernde Kraft ausströmt.

Lukas Klein-Wiele