St. Urbanus für...

Kirchen unserer Pfarrei: St. Barbara

In der Reihe “Kirchen unserer Pfarrei” stellen wir in loser Folge unsere Kirchen vor. Dieses Mal: St. Barbara in Erle.

Die Geschichte der Kirche

Mit dem Abteufen des Schachtes Bismarck II im Jahre 1891 steigt die Bevölkerungszahl Erles rapide an. Bei einheimischen und zugezogenen Katholiken kommt bald der Wunsch auf, eine eigene Kirche zu besitzen. Am 5. November 1892 wird das vom Münsterschen Architekten Hertel geplante Gotteshaus, eine Notkirche, durch den vom Bischof beauftragten Buerschen Pfarrer Niemann eingeweiht.

Schon bald wird die Rektoratskirche zu klein. Nach kontroverser Diskussion (kostspieliger Umbau/billiger Neubau) vergrößerte Architekt Hertel 1896 die “Hülfskirche” um das Doppelte: das alte Chor wird abgebrochen, an das Langhaus ein großes Querschiff mit zwei zusätzlichen Jochen sowie ein ausgedehnter neuer Chorraum angebaut; am 29. Oktober 1896 wird die Erweiterung durch Pfarrer Naaber benediziert. Ein Jahr danach leistet man sich einen 40 m hohen Kirchturm, aus dessen Fensternische seither die Schutzpatronin St. Barbara auf den Stadtteil blickt.

Einunddreißig Jahre später, im Jahre 1927, hat sich die Zahl der Pfarrmitglieder verdoppelt, sodass man sich wiederum die Frage nach einem Neubau oder einem Umbau stellt. Diesen führt sodann der bekannte Erler Architekt Hubert Kötting unter künstlerischer Assistenz des Bildhauers Brüx aus Kleve durch: Der Innenraum wird um ein Drittel vergrößert, indem man die Seitenschiffe bis auf die Breite des bestehenden Querschiffs herauszieht. Der frei stehende Kirchturm wird voll in den Bau integriert, wodurch zwei neue, geschützte Kirchenportale, eine Taufkapelle und der Orgelbühnenaufgang entstehen; nun hat die Kirche Platz für 1.600 Gottesdienstteilnehmer (900 Sitzplätze und 700 Stehplätze).

Im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Kriege wird die neugotische Chornische durch eine glatte Wand vom Kirchenschiff abgetrennt und dahinter eine Sakristei eingerichtet. Platz für den Altar bietet der erweiterte Hochchor, welches sich bis zur ersten Säule erstreckt (1950 entfernt man jede zweite). Der Chorraum rückt 1959 um weitere zwei Meter ins Kirchenschiff vor: Der zu einem Block umgeformte Marmoraltar steht nunmehr frei im Raum, der Priestersitz hinter dem Altar. Den Chorabschluss bildet eine mit Klinkern aufgemauerte Konche.

In der nachkonziliären Zeit nimmt man dann weitere kleine Veränderungen vor: Die beiden Seitenaltäre werden entfernt, da sie nach dem Konzil ohne Funktion sind; die Kommunionbank wird der neuen Kommunionpraxis geopfert und die Zahl der Beichtstühle der geringeren Priesterzahl angepasst; 1978 schließlich werden die Kirchenbänke neu angeordnet; rund 500 Gläubige haben im Gotteshaus einen Sitzplatz.

Zum hundertsten Geburtstag führt die Gemeinde eine große Grundsanierung der Kirche durch: Man schafft eine neue Altarinsel und stellt den verkleinerten Altar in die Mitte der Vierung, damit sich die Gläubigen um ihn versammeln können; im Sinne eines basilikalen Grundstils werden verschiedene Nischen geschlossen; die ganze Kirche erhält eine fröhlich-bunte Ausmalung und eine einmalige moderne Beleuchtung. Zum Pfingstfest 1992 feiert die Gemeinde Gottesdienst im neuen Gotteshaus.

 

Die Ausgestaltung der Kirche

Das große Eingangsportal ist geziert von den Symbolen der vier Evangelisten Matthäus (Mensch), Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes (Adler).

Der Altar ist zusammengesetzt aus Stücken des vorherigen großen Marmorblocks; das Sepulcrum in der Vorderfront stammt aus der Hand des Erlers Hermann Austermann.

Das schmiedeeiserne Gitter sowie die Sedilien fertigt der Essener Kunstschmied Michael Stratmann.

Auch die Beleuchtung entsteht im Kopf und in der Werkstatt von Stratmann in Essen und soll, je nach Schaltung, einen Sternenhimmel symbolisieren.

Das Kreuz über dem Hauptaltar und das Tabernakel sind von Mennekes entworfen und von Willi Polders (beide Kevelaer) geschaffen.

Die Glasfenster der Kirche stammen aus den Jahren 1959 bis 1963, wurden von Hans Mennekes (Weeze) entworfen und von der Firma Derix (Kevelaer) ausgeführt.

An der Turmfront finden sich nach links in der Kapelle das Thema der Dreifaltigkeit und im Turmportal das Thema des Gottesreiches, nach rechts im Turmaufgang die Darstellung der “Arma Christi” sowie im Emporenaufgang zur Orgel das Bild der Heiligen Cäcilia.

Die sechs Fenster im Kirchenschiff zeigen (gegen den Uhrzeigersinn) Schöpfung und Sündenfall, Sintflut und Noahbund, Sinaibund und zehn Gebote, Johannes den Täufer, die Taufe Jesu und seine ersten Jünger, das Opfer Abrahams sowie die Endzeit.

Die beiden Fensterbilder im Chorraum sind dem Messopfer und dem Kreuzesopfer gewidmet; die beiden Fenster in den Seitenportalen den Apostelfürsten Petrus und Paulus.

Die Betonglasfenster links und rechts des Altares stammen ebenfalls aus der Hand Mennekes/ Derix; das Ornament jeder Wabe ist ein Bild für die “Sonne der Gerechtigkeit”.

Das Taufbecken aus Eifel-Basalt ist von Hans Mennekes entworfen und von einer Bildhauerei in Kevelaer ausgeführt, der Deckel von Willi Polders gefertigt.

Die Orgel in der Ostwand der Kirche (Turmseite) stammt aus der Werkstatt Romanus Seifert in Kevelaer und wird am 16. April 1961 eingeweiht. Sie hat 30 Register, drei Manuale (Rückpositiv, Hauptwerk und Schwellwerk) sowie ein Pedal.

Von Willi Polders gefertigt und von Hans Mennekes gerahmt ist das Bild der immerwährenden Hilfe.

Das Halbrelief “Herz Jesu” im Haupteingang der Kirche gießt der Gemener Künstler Hermann Kunkler im Jahre 1957 in Bronze.

Die hölzernen Andachtsbilder der vier Nischen schnitzt der heimische Künstler Alfons Kirschbaum: den Hl. Antonius, den Hl. Josef, die Hl. Barbara sowie die Hl. Maria als Pieta.

Die neuartigen Beichträume wurden von der Firma Brinkmann gefertigt.

Die Krippenfiguren stammen aus dem Jahre 1948. Der Essener Bildschnitzer Zwernemann schnitzt Köpfe und Gliedmassen und gibt ihnen bewegliche Gelenke. Gemeindemitglieder übernehmen Patenschaften für Bekleidung und Ausstattung einzelner Figuren. Den Stall baut bereits 1948 der damalige Schuldirektor Schulte-Mattler als münsterländer Bauernkate. Die noch fehlenden Tiere schnitzt 1958 der Bildhauer Schorn.

Vier Glocken rufen die Gläubigen seit dem Pfingstfest 1952 zu Gebet und Gottesdienst.

Den steinernen Erzengel Michael auf dem Platz vor der Kirche weiht Pfarrer Steinhaus am Allerheiligentag 1953 als Mahnmal für die Opfer der Kriege.

 

Quelle: Gelsenkirchener Geschichten – https://www.gelsenkirchener-geschichten.de/wiki/St._Barbara_(Erle)