St. Urbanus für...

Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938

Die Demokratische Initiative Gelsenkirchen ruft am 9. November 2025 zum Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938 auf. Treffpunkt ist um 13:45 Uhr an der Gesamtschule Ückendorf, um 14:00 Uhr beginnt der Schweigezug zum Jüdischen Friedhof Ückendorf. Wir laden dazu ein, gemeinsam ein Zeichen für Toleranz und Frieden zu setzen!

Für Respekt, Toleranz und Zivilcourage – gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit!

Seit 1964 erinnern die Menschen in Gelsenkirchen jedes Jahr am 9. November an die Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit. Nach 1933 wurden in Deutschland Jüdinnen und Juden durch zahlreiche antisemitische Maßnahmen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Die Novemberpogrome des Jahres 1938 waren ein brutaler Höhepunkt dieser andauernden Diskriminierung und ein Schlüsselereignis der Verbrechensgeschichte des „Dritten Reiches“.

Die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und anderer Menschen, die als „Gemeinschaftsfremde“ stigmatisiert wurden, gipfelte in Vernichtungskrieg und Völkermord. Extremer Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, antidemokratisches Denken und Kriegsverherrlichung waren die Ursachen dafür. Die Erinnerung verpflichtet uns für die Gegenwart und die Zukunft, solche Entwicklungen entschlossen zu bekämpfen. Dafür gibt es auch in unserer Stadt immer noch traurigen Anlass. Menschen jüdischen Glaubens müssen in ihrem Alltag immer wieder Beleidigungen und Bedrohungen ertragen. Antisemitische Einstellungen, Verschwörungsglaube und offener Hass in viel zu vielen Köpfen spalten unsere Gesellschaft und gefährden unsere Demokratie.

Ausgangspunkt unseres diesjährigen Schweigezugs ist die Gesamtschule Ückendorf. Von dort führt unser Weg zum Jüdischen Friedhof Ückendorf. Der Friedhof besteht seit 1927 und ist heute noch Begräbnisstätte für die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Dort befindet sich u. a. das Grab des Gelsenkirchener Ehrenbürgers Kurt Neuwald. Obwohl die meisten seiner Familienmitglieder ermordet worden waren und er selbst Jahre in Ghettos und Konzentrationslagern eingesperrt war, kehrte er 1945 nach Gelsenkirchen zurück. Er hatte wesentlichen Anteil am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in seiner Heimatstadt.

Auch in Ückendorf wurden jüdische Familien in der Pogromnacht 1938 von ihren Nachbarn misshandelt und gedemütigt. Die meisten Menschen schauten weg, als das Unrecht geschah. Nur wenige halfen. Für ihre Schandtaten wurden die Täter niemals bestraft. Stellvertretend für die Gelsenkirchener Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung möchten wir an die Familie Buchthal aus Ückendorf erinnern. Julius und Frieda Buchthal hatten ein Wäschegeschäft auf der Bochumer Straße. Sie wurden am 31. März 1942 aus Gelsenkirchen nach Warschau deportiert und später ermordet. Ihr Sohn Rudolf war bereits einige Wochen zuvor nach Riga deportiert worden und kam später im KZ Stutt-hof um. Mit unserem gemeinsamen Gedenken möchten wir bekunden, dass die Menschen in Gelsenkirchen die nationalsozialistischen Verbrechen nicht vergessen haben und nicht vergessen werden.

Die Demokratische Initiative ruft alle Bürgerinnen, Bürger und Gäste Gelsenkirchens auf, zahlreich an Schweigezug und Kundgebung teilzunehmen.

Wir fordern dazu auf, jeder Form von Extremismus, Menschenfeindlichkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten.

Wir treten ein für Toleranz und Frieden, für die Achtung der Grund- und Menschenrechte, Mut, Zivilcourage und demokratisches Engagement im Alltag.

In Gelsenkirchen darf es keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung von Minderheiten und völkisches Denken geben.

Demokratie muss täglich gelebt werden, Erinnerung ist ein wichtiger Teil davon.